Ungemütlich: Harbin hat eine Jahresdurchschittstemperatur von 0 Grad und wirbt offiziell mit "kühlen Sommern"

Ungemütlich: Harbin hat eine Jahresdurchschittstemperatur von 0 Grad und wirbt offiziell mit "kühlen Sommern"

-33 Grad, eisiger Wind, dunstig, feuchte Luft, die einem kaum von einem Strassenblock zum nächsten sehen lässt, jede Menge Schnee und Eis, eine Jahresdurchschnittstemperatur von 0 Grad, russisch anmutende Häuserfronten, dick verhüllte Menschen mit weissen Hauchfahnen vor dem Gesicht und dicke Eisschichten auf Strassen, Gehwegen und Häuser – das ist Harbin kurz vor Sibirien an der russischen Grenze und eine der nördlichsten Städte Chinas.

Wer diesen unwirklichen Ort besucht, der sollte darauf gut vorbereitet sein. Damit ist nicht etwa die Reiseplanung gemeint, sondern die Auswahl und Beschaffung der Garderobe: Skiunterwäsche, Fleecepullover, dicke Fausthandschuhe, eine Soft-Shell-Jacke, gefütterte Schuhe, dicke Skisocken und eine Jacke mit einer gefütterten Kapuze müssen es schon sein, wenn man nicht gleich nach der Ankunft bitter frieren will.

Man mag sich nun – durchaus berechtigt – fragen, warum man Geld für einen 3-Stunden-Flug und ein Hotel ausgibt, um einen solch unwirklichen Ort zu besuchen. Die Antwort darauf ist ein im Westen NOCH nicht so bekanntes Spektakel, das sich in dieser beschaulichen 5 Millionen Einwohnerstadt alljährlich zwischen Dezember und Februar abspielt. Und dieses nennt sich vielversprechend:  „Harbin International Ice and Snow Festival“.

Aber von vorne:

Mit der (einzigen) chinesischen Billigairline „Spring Airways“ erreicht man nach knapp 3 Stunden Flug, wovon gut die Hälfte für eine Verkaufsshow über den Wolken genutzt wird  für so nützliche Produkte wie Reiseföhns, aufblasbare Massagekissen, MP3-Playerboxen, Elektrorasierer oder Stofftiere die Nachrichten aufzeichnen können , welche allesamt lautstark von der Stewardess per Boardlautsprechersystem angepriesen und vor allem erstaunlicherweise von den Passagieren euphorisch und in Massen gekauft werden, den Harbin international Airport.

Harbin Airport

Harbin Airport

Schon bei der Landung und dem Blick aus dem Flugzeugfenster wird einem deutlich, dass man die Kälte, welche hier herrscht förmlich sehen kann: Ein mystischer Dunst liegt über der kargen Schneelandschaft, die Scheiben setzen sofort Frost an und die Vorfeldmitarbeiter sind in dicke Jacken mit Fellfutter und Pelzmützen gehüllt. Beim Aussteigen durch die von innen! mit Eis beschlagene Gangway bekommt man nur einen kleinen Vorgeschmack auf das, was einem danach beim Verlassen des Flughafengebäudes erwartet: Kaum schiebt sich die automatische Glastür zur Seite, schlägt einem die eiskalte Luft mit voller Wucht gegen den Körper und sticht förmlich durch die vielen Kleidungsschichten, in denen man im Flieger noch geschwitzt hat. Der Weg vom Flughafenterminal zum Taxistand nimmt maximal 2 Minuten in Anspruch, aber die reichen bereits aus, dass man erbärmlich zitternd hände- und armereibend ins russisch anmutenden Gefährt springt und froh ist wieder irgendwo drin zu sein.

Im Hotel angekommen möchte man vor allem eines: Nicht wieder raus! Aber um in eine Stadt zu fliegen um das Wochenende im Hotel zu verbringen erscheint dann doch nicht ganz sinnig und so zieht man nochmal 3 Lagen mehr Kleidung an für die 1 Minute in der feindlichen Kälte vom Hotel zum Taxi und vom Taxi hinein ins russische Restaurant. Dort angekommen braucht man dann trotz ausgefeiltem Zwiebelsystem erst mal wieder gute 30 Minuten und mindestens eine russische „Bortsch“-Suppe um wieder halbwegs auf Betriebstemperatur zu kommen und später den Weg zurück ohne größere Verluste durch Erfrierungen zu überleben. Da stört es dann auch nicht, dass der Kellner nur noch „warmes“ Bier anbieten kann.

Und das alles sollte erst ein zarter Vorgeschmack für das sein, wofür man eigentlich in diese unfreundliche Stadt geflogen ist: Das Eis. Während Harbin vor ein paar Jahren vermutlich nicht nur außerhalb Chinas noch kein Mensch kannte hat sich diese Stadt ihr kaltes Schicksal in den letzten 10 Jahren zum Vorteil gewendet und nutzt die Tatsache, dass hier alles und alle in den Wintermonaten (von September bis Mai) sofort gefriert, um alljährlich eine unbeschreiblich faszinierende Kulisse aus Eis und Schnee zu schaffen.

Eisskulpturen im Zhoulin Park

Eisskulpturen im Zhoulin Park

Über die Stadt verteilt gibt es mehrere Schauplätze an denen Künstler aus aller Welt mit Motorsägen, Spachtel und Meißel riesige Eisblöcke aus dem lokalen Fluss, welcher komplett zufriert, zu allem möglichen Verwandeln. Neben einer Vielzahl von beeindruckenden Skulpturen und Bilder aus Eis und Schnee werden ganze Brücken, Häuser, Türme und sogar Schlösser gebaut, die man nicht nur anschauen sondern auch besteigen kann.

Absolutes Highlight ist ein ganzes Fantasiedorf, welches etwas außerhalb der Stadt auf einer unglaublich großen Fläche aufgebaut und nachts mit tausenden von LED-Strahlern in allen möglichen Farben sehr beeindruckend beleuchtet wird. Viele der Bauwerke kann man über Eistreppen besteigen und von manchen führen Eisrutschen wieder nach unten, die zwar Spaß machen, aber für blaue Flecken an delikaten Stellen sorgen.

Ice and Snow Festival Harbin

Ice and Snow Festival Harbin

Es gibt hier so viel zu sehen und das Gelände ist so gigantisch groß, dass man am liebsten Stunden verbringen würde – wäre es nicht so unglaublich und schmerzhaft kalt. Bereits nach einer halben Stunde konnten die ersten aus unserer Truppe trotz zig Kleidungslagen, Thermosocken und Fettcreme ihre Zehen nicht mehr spüren und bereits nach einer knappen Stunde konnten wir nicht mehr anders und mussten in einer der extra zu diesem Zweck aufgestellten Aufwärmpavillons der Kälte geschlagen geben und unsere Füße auf Heizkörpern und den Rest des Körpers mit heißem Tee auftauen für die zweite Runde.

Diese dauerte dann nicht viel Länger und trotz dem einmaligem Anblick und überwältigender Begeisterung anbetrachts dieser beeindruckenden Kunstwerke, welche in ein paar Wochen alle zu Wasser geschmolzen sein werden konnten wir einfach nicht mehr länger und sehnten uns nach einem beheizten Raum und etwas warmen zu essen.

Auch als wir am nächsten Tag Asiens längste Fussgängerstrasse, die Central-Street besichtigten hielten wir es nicht viel länger draußen und nach der knapp einstündigen Wanderung auf dem meterdick gefrorenen Fluss, der Schiffe, Stege und ganze Schwimmhäfen fest eingeschlossen hat, wussten wir eine heiße Suppe danach mehr zu schätzen als vermutlich je zuvor.

In (fast) freier Wildbahn: Aufzuchtstation für Sibirische Tiger

In (fast) freier Wildbahn: Aufzuchtstation für Sibirische Tiger

Trotzdem wagten wir uns nochmals nach draußen und dieser Trip war für mich mindestens so beeindruckend wie die Eisstadt. In Harbin gibt es eine Auf- und Nachzuchtstation für Sibirische Tiger in der mit über 800 Raubkatzen in riesigen Freianlagen  die größte Population dieser bedrohten Tiere weltweit lebt. In vergitterten Safaribussen kann man eine absolut lohnenswerte Tour durch die Anlage machen und die Tiger in fast freier Laufbahn beobachten. Wer Glück hat, der hat auf seiner Tour dann auch noch einen blutrünstigen Gast dabei, der 50 RMB (5,50 Euro) für ein lebendes Huhn, 60 RMB (knapp 7 Euro) für ein Riesenstück Fleisch oder 2000 RMB (210 Euro) für ein ganzes (auch lebendiges) Kalb ausgibt, welches dann vor dem Bus der hungrigen Tiegermeute ausgesetzt und zugleich gerissen und zerlegt wird.

Alles in allem ein trotz der extremen und nie zuvor erlebten Kälte ein absolut lohnender und empfehlenswerter Wochenendausflug und für diejenigen, welche gerne wiederkommen wollen gabs dann in der inflight-Verkaufsshow auf dem Rückflug auch gleich die passende Wärmedecke zu kaufen.

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Symbol für das "Jahr des Hasen", welches Zeit, Genuss und Harmonie bringen soll

Symbol für das "Jahr des Hasen", welches Zeit, Genuss und Harmonie bringen soll

Das neue Jahr beginnt in China entsprechend dem Mondkalender am Vollmondtag zwischen dem 21. Januar und dem 21. Februar (dieses Jahr Anfang Februar) und ist der wichtigste Feiertag des Jahres, welcher rund eine Woche mit Feuerwerk, Festzügen, Familienfeiern und Festessen ausgiebig gefeiert wird.  „Chinese New Year“ ist für die Chinesen, was für uns im Westen Weihnachten und Neujahr zusammen ist und für viele Einheimische die einzige Gelegenheit im Jahr, die oft weit entfernt lebende Familie zu besuchen. Und weil fast alle Menschen die Zeit nutzen, um sich entweder quer durch dieses riesige Land auf den Weg nach Hause zu machen oder im Kreis der Familien zu Hause sind um zu feiern, kommt das hektische Leben sogar in Riesenstädten wie Peking oder Shanghai in dieser Zeit weitgehend zum erliegen. Viele Läden und Restaurants bleiben das einzige Mal im Jahr geschlossen (hier hat alles grundsätzlich immer offen – auch samstags und sonntags und an sonstigen Feiertagen) und selbst die sonst so geschäftigen Taxifahrer stellen teilweise ihren Dienst ein.

2011 ist übrigens das Jahr des Hasen, welches angeblich eine Zeit in der Genuss, Harmonie und Sanftmut eine wichtige Rollen spielen bringen soll. Wir werden sehen, inwiefern sich das mit dem Go-Live meines Projekts verbinden lässt.

Wie bei uns finden auch hier in der Zeit vor diesem Ereignis alljährliche die Firmenfeiern statt, in denen man das vergangen Jahr in festlicher Atmosphäre ausklingen lässt.  Man sitzt dabei in großen Festsälen von namhaften Hotels an runden, geschmückten Tischen, isst, trinkt, unterhält sich, hört langatmigen Reden zu und manche Firmen verteilen Geschenke an ihre Mitarbeiter.

Hört sich an wie eine Firmenweihnachtsfeier bei uns? Bei weitem nicht!

Ich wünsche jedem, dass er einmal in seinem Leben in den Genuss kommt, Gast bei einer dieser bizarren Veranstaltungen zu sein, die Monate im Voraus meist von extra darauf spezialisierten und zu diesem Zweck angeheuerten Firmen akribisch  geplant werden. Jede Firma  die was auf sich hält lässt sich bei der Austragung der Neujahrsfeier nämlich nicht lumpen und so wurde in  unserem Fall neben einem Moderatorenpaar welches in oskarverleihungsmanier durch den Abend führte sogar extra ein Choreograph engagiert.

Man mag sich nun fragen, wozu für eine Firmenfeier einen Choreographen benötigt wird. Der Grund sind die zahlreichen Darbietungen wie Sketches, Lieder, Tanzvorführungen und Kunststücke, die traditionell einen solchen Abend füllen, aber nicht etwa von Leuten aufgeführt werden, die das richtig können, sondern in der Regel  von ganz normalen Mitarbeitern (die das meist nicht so gut können – aber trotzdem tun). Diese sind sich offensichtlich zu nichts zu schade und es scheint ihnen auch keine noch so skurrile Darbietung vor der ganzen Kollegengemeinschaft zu peinlich zu sein. Diese Vorführungen durchlaufen angeblich eine Art Casting bei dem der Chroeograph letztlich entscheidet, wer gut genug ist um bei der Feier vor großem Publikum auftreten zu dürfen. Man kann es sich bei uns in Europa kaum Vorstellen, aber angeblich ist die Anzahl derer, die sich gerne vor allen zum Affen machen wollen weit grösser als es der straffe Zeitplan erlaubt, warum es lange nicht jeder Möchtegerndarbieter auch wirklich in den Recall und letztlich auf die Bühne schafft.

Dass solche Auswahlkriterien überhaupt existieren verwundert dann vor allem in Anbetracht dessen, was das Publikum trotzdem noch so zu sehen und zu hören bekommt. Auf der Feier meiner Firma reichte das Angebot der Darbietungen von einer Lasershow zum Auftakt  über einen keybordspielenden Möchtegernmusiker, kindliche Spielchen in denen Ballons mit dem Hinter zum Platzen gebracht werden mussten, eine furchtbar schräg singende Cover-Girlband bis hin zu einer wirren Karatevorführung in der Coca-Coladosen eine wichtige Rolle spielten und einen Kollegen der einen lokalen Komödianten imitierte, jedoch lediglich ein paar erzwungene Freundlichkeitslacher im Publikum zu bewirken vermochte.

Das „Highlight“ der Vorführungen war ein extrem abstruser Auftritt des lokalen Top-Managements, welches nichts weiter tat, als in traditionellen, chinesischen Opernkostümen auf die Bühne zu kommen, pro Person ein Wort in den Raum zu schreien und dazu irgendwelche komische Posen einzunehmen. Während die chinesischen Kollegen ganz aus dem Häuschen waren, mit ihren Plastikhänden am Stil wild klatschten und Fotos machten was die Digicam aushielt, schauten sich die Westler nur verwundert an.

Ansonsten schenkte das Publikum den Vorführungen auf der Bühne generell eher  geringe Aufmerksamkeit.  Viel wichtiger war das Essen (wie hier üblich alles mit Knochen, Schale und Gesicht noch dran), das an runden Tischen à 10 Personen eingenommen wurde und zu dem neben Rotwein Cola, Sprite und Orangensaft aus Plastikflaschen serviert wurde. Dabei gehört es sich, mit den Getränken zu regelmäßig ausgerufenem „Kanbei“ (=auf Ex)anzustoßen und dabei mit seinem Glas von einem Tisch zum anderen zu gehen um möglichst mit jedem im Saal mindestens einmal getrunken zu haben. Das und die Trinkfestigkeit für die die Chinesen ja bekannt sind führte dann auch dazu, dass um 20:30 bereits die ersten Kollegen nicht mehr ganz trittsicher von Tisch zu Tisch wankten.

Etwas mehr Aufmerksamkeit als die schrägen Darbietungen, welche stets von billig riechendem Discorauch aus der Nebelmaschine, einer bunten Lichtshow und unglaublich laut hämmernder Musik begleitet wurden, erhielten die zahlreichen Verlosungsrunden. In einer Kombination aus Losziehen und abgefahrenem PowerPoint Glücksgenerator wurden über den Abend verteilt immer wieder Preise verteilt, vom Maniküreset (das jeder erhielt) über Thermoskannen und Wasserkocher bis hin zum Hauptpreis, einem TV-Set im Wert von 5000 RMB (etwa 550 EUR).

Letzteres gewann ein vor Freude sichtlich übermannter, junger Herr, der sich dafür im Gegenzug auf der Bühne minutenlang veralbern lassen musste, indem  er durch ein Megaphon aus Pappe immer und immer wieder den gleichen Satz ins Publikum schreien musste – was dieses offensichtlich wahnsinnig komisch fand, auf Nichtchinesen allerdings eher befremdlich wirkte.

Mit diesem „Höhepunkt“ ging der Abend dann nach exakt 2,5 Stunden zu Ende und so pünktlich wie die Feier, die genaugenommen eher eine Show mit Essen und Trinken war, begonnen hatte ging sie dann auch entsprechend dem Programm um punkt 21:00 Uhr zu Ende. Und zu Ende bedeutet nicht wie bei uns, dass der formale Teil vorbei ist und man zum gemütlichen übergeht und noch bis Nachts um vier mit den Kollegen trinkt und die Sekretärin mit dem Chef auf der Toilette verschwindet. Zu Ende bedeutet: Punkt 21:00 stehen rund 700 Gäste auf, ziehen Ihre Jacken an, verabschieden sich und sind weg.

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Es gibt eine Vielzahl von Vorurteilen gegenüber Asiaten und viele davon sind reine Mythen, aber es sind durchaus nicht alle erfunden: So stimmt es zum Beispiel durchaus, dass Chinesen in der Öffentlichkeit rülpsen (daran gewöhnt man sich), auf die Strasse, in Mülleimer und in Pflanzenkübel rotzen (daran gewöhnt man sich nie), beim Essen schmatzen und Essensreste auf den Teller spucken.

Und erst vor kurzem auf dem Heimflug von Zürich nach Shanghai, neben einem ca. 35 jährigen Chinesen sitzend, konnte ich mich selbst davon überzeugen, dass an dem Vorurteil, dass es mit den Chinesen und Milchprodukten nicht weit her ist, durchaus was dran ist.

Der junge Herr war vermutlich auf dem Rückweg seiner ersten Europareise und sprach weder ein Wort Englisch, noch Deutsch und dadurch hielt sich die Konversation während des 12stündigen Flugs durchaus in Grenzen (was übrigens besser ist als 12 Stunden von einem italiener pausenlos bequatscht zu werden).

Sehr unterhaltsam wurde es dann aber doch noch, als das Essen kam. Bei Swiss gibt es in Flügen ab Zürich europäische Speisen und zu denen gehören in der Regel Butter, ein Stück schweizer Käse und ein kleines Becherchen  Kaffeesahne (diese braunen kleinen Dinger mit dem Aludeckel) für den Kaffee oder Tee nach dem Essen.  Offensichtlich hat mein Nebensitzer keinen der drei Artikel je zuvor in seinem Leben gesehen und entsprechend eindringlich hat er jeden einzelnen davon mit fragender Miene inspiziert.

Sichtlich erleichtert schien er dann, als er bei mir abschauen konnte (daran sind die Chinesen ja gut – auch das ist kein Vorurteil), wie ich mein Brötchen halbiert und mit Butter bestrichen habe. Das hat er dann auch gleich nachgeahmt und offensichtlich hat ihm unsere Version des Butterbrotes soweit ganz gut geschmeckt. Zumindest schmatzte er genüsslich und lächelte zufrieden zu mir hinüber während er so vor sich hin kaute.

Mit der Hauptspeise die in einem Flugzeug ja naturgemäß nicht sonderlich extravagant ist kam er dann gut zurecht (auch wenn man ihm ansah, dass er mit Gabel und Messer nicht sonderlich geübt ist) und als er fertig war, blieb dieses ca. zeigefingerlange, eingeschweißte Stück Gruyerekäse auf seinem Tisch zurück. Seine Augenbrauen zogen sich bei dessen Anblick erneut fragend zusammen und er entschied dann offensichtlich den Gegenstand als „nicht essbar“ zu kategorisieren und erst einmal liegen zu lassen. Aufmerksam wurde er dann erneut, als ich mein Stück Käse (für mich übrigens das Highlight eines jeden Swiss-Fluges) aus der Plastikhülle schälte und genüsslich verspeiste (natürlich nachdem der obere und untere Rand mit der Rinde abgeschnitten wurde – aber den Teil hat er verpasst).

Von der Neugier erneut gepackt wollte er jetzt doch ausprobieren, was die Westler da geblich- komisches essen und steckte das Stück Käse genüsslich mit Rinde in den Bund um einen großen Bissen zu nehmen. Von dem Gesicht das darauf folgte hätte ich zu gerne ein Foto gemacht. Genau so muss ich damals ausgesehen haben, als ich zum ersten Mal  ein 1000-Jähriges Ei hier in China probiert habe. Seine Gesichtszüge verzogen sich geradezu mitleiderregend und sichtlich angewidert kämpfte er sich durch jeden Bissen um den Rest des guten Stücks dann zurück auf seinem Tablet liegen zu lassen.

Es brauchte in paar Minuten, bis er sich von diesem Erlebnis erholt hatte und so machte er sich nach einer Weile sehr zögerlich an den letzten, verbliebenen Gegenstand auf seinem Klapptisch – das Becherchen mit Kaffeesahne. Nicht in der Lage zu lesen, worum es sich handelte, nahm er vermutlich an, das sei eine sonderliche, schweizer Nachspeise und inspizierte erst den Becher eindringlich von allen Seiten – ohne natürlich daraus schlau zu werden.  Nachdem auch Schütteln und rumdrücken keinen weiteren Aufschluss brachte, hielt er den Becher mit der Öffnung zur Seite (also liegend) und fummelte so lange an dem Deckel herum, bis dieser dem Zug schlagartig nachgab und die Sahne quer über die Sitzreihe spritze. Sichtlich peinlich berührt und mit sehr gezwungenem Lächeln mir gegenüber folgte daraufhin wieder eine Experimentierpause, bevor er dann doch noch beschloss, den verbliebenen Rest Kaffeerahm mit dem Finger zu probieren um daraufhin erneut angewidert aus der Wäsche zu schauen.

Dazu muss man sagen, dass das Verhalten meines Nebensitzers zwar lustig, aber durchaus nicht erstaunlich ist. Milchprodukte sind in China traditionell tatsächlich nicht sonderlich populär. Und das hat einen eigentlich einfachen Grund: Der Mensch ist von Natur aus nicht dafür gemacht, Tiermilch zu trinken. Ca. 75% der Menschen vertragen die sogenannte Laktose (Milchzucker) nicht und um Tiermilch problemlos verdauen zu können, muss man ein Mutant sein. In Europa hat sich diese Mutation schon vor relativ langer Zeit weitervererbt und verbreitet, doch vor allem in Asien (und übrigens auch in weiten Teilen Afrikas) fehlt den Menschen schlichtweg das Gen um Milch zu verarbeiten. Da erstaunt es nicht, dass Käse, Joghurt und Co in China traditionell nicht zu jedem Frühstückstisch gehören. Aber: Wie alles westliche sieht man diese Produkte immer öfters und Käse ist hier durchaus ein Luxusgut, das mehr und mehr ver- und gekauft wird. Zu unserem Glück.

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In China gibt es unser Weihnachten nicht und während wir am 24./25. Dezember üblicherweise mit der Familie besinnlich zusammen sind und uns mit gutem Essen und Geschenken erfreuen, geht das Leben hier einfach ganz normal und ungebremst weiter. Das und die Tatsache, dass viele von uns Expats ihre Familien aufgrund der Entfernung nur selten sehen, führen dazu dass die meisten Westler Weihnachten und Neujahr nutzen, um nach Hause zu fliegen und Verwandtschaft und Freunde zu treffen.

So mache auch ich mich heute auf den Weg in die „Heimat“ – wobei ich mittlerweile gar nicht mehr genau sagen kann, wo denn nun „zu Hause“ ist. China ist ja mittlerweile auch eine Heimat mit vielen guten Freunden geworden.

Nun bin ich seit genau sechs Monaten zum Arbeiten und Leben im Reich der Mitte und fühle mich bereit, während ich im Flieger nach Europa sitze, ein erstes Resümee zu ziehen:

Dazu fallen mir zuerst die Worte eines Bekannten ein, mit dem ich mich vor kurzem über China unterhalten habe. Er ist einiges älter als ich, kurz vor der Rente und arbeitet seit vielen Jahren hier. Auf die Frage, was ihn hier halten würde antwortete er: „The grass is just greener over here these days“. Und ich finde er hat damit zumindest teilweise recht. Während in Europa ganze Länder pleite gehen und Amerikaner in ihren Autos wohnen müssen, weil sie sich ihr auf Pump gekauftes Leben nicht mehr leisten können, geht es hier mit einer unglaublichen Geschwindigkeit stetig aufwärts. Die Wirtschaft wächst jedes Jahr zweistellig, China ist seit letztem Jahr der grösste Automobilmarkt, die zweitgrösste Volkswirtschaft, der grösste Investor in Indien und Afrika und hat noch immer unglaubliches Potential. Es herrscht enorme Aufbruchsstimmung und es macht Spass Teil zu sein und zuzusehen, wie sich dieses Land in einem drastischen Tempo verändert. Während in Shanghai noch vor 10 Jahren keine Autos fuhren und der heute hypermoderne Stadtteil Pudong noch eine Wiesenlandschaft war, glänzt diese Stadt heute als eine der modernsten Metropolen der Welt mit jeglichem Komfort und Überangebot, wie man es bisher aus New York, Dubai oder London kannte.

So konnte ich diesen Sommer die unglaublich professionell organisierte Expo erleben, in dem sich dieses Land mit einer enormen, neugewonnenen Selbstsicherheit präsentierte. Erst vor einer Woche brach ein chinesischer Passagierzug den Geschwindigkeitsrekord für High-Speed-Züge und jeden Tag fahre ich in der modernsten Metro, die ich je gesehen habe zur Arbeit und gehe in Clubs, Einkaufszentren und Restaurants, die in Deutschland und der Schweiz ihresgleichen suchen. Dazu liest man täglich in deutschen Zeitungen von neuen Superlativen aus dem fernen Osten

Und das alles ist erst der Anfang: Neben Shanghai, Peking und einer hand voll weiterer Grossstädte, die mittlerweile über westliches Niveau herausgewachsen sind, gibt es in diesem Riesenland noch unglaublich viele Menschen und Regionen, die ebenfalls teilhaben wollen am neuen Wohlstand und dem Aufschwung. Das Potential ist enorm und so bin ich davon überzeugt, dass China noch viele Jahre der Schmelzziegel der Weltwirtschaft sein wird. Und damit findet auch eine enorme Machtverschiebung vom Westen nach Asien statt. Ich bin überzeugt: Wer in Zukunft teilhaben will am Aufschwung, der kommt um Asien nicht herum.

Es ist sehr spannend, diese ganze Entwicklung „live“ miterleben zu dürfen und zuzusehen, wie sich nicht nur das Land, sondern auch die Gesellschaft verändert.  Natürlich hört man gleichzeitig von der Friedensnobelpreisverleihung und bekommt vor Augen geführt, dass die wirtschaftliche Entwicklung zwar enorm ist, Meinungsfreiheit und Menschenrechte aber noch in weiter Ferne sind. Dazu gibt es verschiedene Meinungen und ich möchte dieses Thema an dieser Stelle auch gar nicht ausdiskutieren. Aber ich kann dazu sagen, dass ich hier täglich weltoffene, selbstbewusste und durchaus auch gesellschafts- und regierungskritische, junge Menschen kennenlerne, die absolut nicht das Gefühlt vermitteln, dass China so anders ist wie man es sich vorstellt und sie als unmündige, unterdrückte und ausgelieferte Wesen durchs Leben gehen.

Zusammenfassend muss ich sagen, geht es uns hier schon sehr gut. Wir leben einen vergleichsweise hohen Standard (den noch relativ niedrigen Kosten hier sei dank) in einer sehr sicheren und modernen Stadt, lernen ständig neue und sehr nette Menschen kennen und erleben vor allem jeden Tag wieder ungewöhnliches, spannendes und teilweise auch befremdliches kennen. Wenn man von der schlechten Luft und der fehlenden Natur mal absieht, dann kann man es hier durchaus auch länger aushalten und vor allem gibt es nicht nur in Shanghai, sondern in diesem ganzen, verdammt grossen Land noch unglaublich zu sehen.

Wir hatten ja schon einige Besucher da und alle waren sie sehr begeistert von der Vielfalt und Gastfreundschaft dieses Landes und vor allem berichteten sie alle, dass sie es sich ganz anders vorgestellt hätten. Wir haben halt noch immer das Bild von den Chinesen mit dem Strohhut im Kopf, der ausschliesslich Hund und Reis isst und sich mit dem Fahrrad fortbewegt. Ich kann nur jedem nahelegen, sich einen Flug hierher zu kaufen und ein eigenes Bild zu machen.

Nun freue ich mich auf die Schweizer Berge, das europäische Essen, die frische Luft und Natur und die lieben Freunde „zuhause“, wohl wissend, dass ich mich in zwei Wochen auch wieder auf das Zuhause in Shanghai freuen werde.

In diesem Sinne euch allen und eueren Familien erholsame und friedliche Festtage und einen guten Start ins neue Jahr. Dann geht es hier auch wieder weiter.

Winter

16 Dez
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Seltene Bescherung: Schnee in Shanghai

Seltene Bescherung: Schnee in Shanghai

Shanghai liegt auf einem Breitengrad mit Marokko und im Sommer herrschen hier gut und gerne schwüle 40 Grad. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 17 Grad und generell herrscht ein subtropisches, mildes Klima.

Die Winter sind typischerweise kurz und Temperaturen unter 0 Grad sind durch die Meereslage ungewöhnlich. Gleichzeitig ist die Jahreszeit zwischen Oktober und März die trockenste in der es nur selten Niederschläge gibt. Unter diesen Bedingungen verwundert es nicht, dass Schnee in Shanghai ein sehr seltenes Gut ist. In der Vergangenheit, das berichteten mir Kollegen und Freunde, schneite es nur jedes Jahrzehnt einmal. Dank Klimawandel hat sich dies jedoch in den letzten Jahren verändert und so gab es in den vergangenen Wintern durchaus mal die eine oder andere Flocke.

Mundschutz, Kapuze, Stulpen, Handschuhe - der gemeine Shanghainese ist für den Winter besten gerüstet

Mundschutz, Kapuze, Stulpen, Handschuhe - der gemeine Shanghainese ist für den Winter besten gerüstet

Und so auch dieses Jahr: Pünktlich zum Nikolaustag wurde aus Regen allmählich Schnee der die Stadt innerhalb kürzester Zeit in eine ungewohnte Winterlandschaft verwandelte.  Die paar Schneeflocken, die in Europa wohl niemanden in Euphorie versetzt hätten, führten hier mitunter dazu, dass junge Leute dick eingemummt nach draussen gingen um das seltene Ereignis auf Fotos festzuhalten.

Auch uns Westler beeindruckte der Anblick der verschneiten Palmen und der Ruhe, die das weisse Glück auf einmal in diese sonst immer quirlige Stadt brachte. Die normalerweise zu jeder Tageszeit wuselnden Scooterfahrer waren auf einmal verschwunden, VW Santanas schlichen mit dicken Schneehauben durch die Strassen und Palmen wirken wie im Winterschlaf und mit Puderzucker bestreut.

Bizarres Bild: Diese Palmen dürften vom weissen Glück auch überrascht worden sein

Bizarres Bild: Diese Palmen dürften vom weissen Glück auch überrascht worden sein

Gleichzeitig durften wir jedoch auch herb erfahren, dass diese Stadt nicht für den Winter ausgelegt ist: In der Wohnung war es trotz Klimaanlagenheizung auf höchster Stufe und zusätzlichem, mobilem Ofen bitter kalt und abends im Restaurant assen wir in unseren dicken Winterjacken. Zentralheizungen gibt es in China nämlich nur im Norden des Landes (die Grenze verläuft knapp nördlich von Shanghai) und dort bedeutet Zentralheizung auch wirklich, was es besagt: Gesteuert wird die Temperatur nämlich nicht von den Bürgern selbst, sondern zentral in einer eigens dafür zuständigen Behörde. Und laut der beginnt der Winter genau am 15. November und endet exakt am 15. März. Wer davor schon friert (was in Peking wo es auch im Oktober schon Minusgrade haben kann nicht aussergewöhnlich ist), der muss sich eben wärmer anziehen – die Heizung bleibt auf jeden Fall kalt. Praktischerweise lassen sich die Heizkörper, wenn sie denn mal laufen dafür auch nicht wie bei uns gewohnt regulieren – stattdessen wird die Innentemperatur über öffnen oder schliessen der Fenster gesteuert.

Keine Schuppen - aber dekorativ

Keine Schuppen - aber dekorativ

Doch wie gesagt: Die Regierung hat beschlossen, dass in Shanghai eine Heizung nicht notwendig ist und so hat man konsequenterweise auch gleich die Isolierungen der Häuser eingespart. Stattdessen dringt die Kälte ungehindert durch Wände, Fenster und Türen und während die Klimaanlage die warme Luft auf Kopfhöhe verstäubt, bleiben die Füsse meist bitter kalt. Dagegen weiss sich der pfiffige Shanghainese aber dafür mit allen möglichen, kreativen Mitteln zu wehren. So hat im Winter beispielsweise jeder Roller, der was auf sich hält fest angebaute und dick gefütterte Riesenhandschuhe, die die Finger angenehm warm halten. Ergänzt wird das Winteroutfit durch modische Stulpen, die man noch aus dem Dirty Dancing Film kennt und auch gern gesehen werden Mund- und Ohrenschützer in allen möglichen Farben und auch gerne im feschen Pandabärenstil mit aufgenähtem Gesicht. Auch ein Renner sind Fellmützen in diversen Ausführungen, darunter Bären, Mickeymäuse und sonstige Comicfiguren.

Die gute Nachricht ist, dass so kalte Tage wie dieser mit Schnee die Ausnahme sind und so herrschten schon 3 Tage danach wieder angenehme 12 Grad – damit lässt es sich auch ohne Isolierung ganz gut leben.

Das Schöne am Leben „abroad“ ist die Tatsache, dass man in kurzer Zeit eine Vielzahl neuer, interessanter Menschen und mitunter auch gute Freunde kennenlernt. Das traurige daran wiederum ist, dass man die meisten der Expatfreunde irgendwann verabschieden muss, weil ihr Aufenthalt im Ausland nur auf Zeit ist.

Kenza und Flo vor ihrem Umzugswagen

Kenza und Flo vor ihrem Umzugswagen

So ging es uns gestern, als Kenza und Flo nach anderthalb Jahren Shanghai ihre Wohnung leergeräumt und die Koffer gepackt haben, um China in Richtung Berliner Heimat zu verlassen. Der Abschied fiel nicht leicht, vor allem weil die beiden meine ersten „neuen“ Bekanntschaften und Freunde hier im Reich der Mitte wahren. Wir waren danach oft zu viert unterwegs, erlebten manches zusammen und hatten viel Spaß dabei.

Kenza arbeitete hier während der Expo in einem der spanischen Städtepavillons (danke an dieser Stelle noch einmal für die vielen Werbegeschenke und die Leftovers der Bar) und Flo für Bayer. Den beiden habe ich eine großartige Einführung ins Shanghaier Nacht- und Restaurantleben zu verdanken (ich wäre sonst nie in den Genuss eines “Flying Elephant-Besuchs” gekommen) und vor allem regelmässig meine Rettung wenn ich in meinen ersten Woche verloren in einem Taxi saß und keine Chance hatte, mit dem Taxifahrer zu kommunizieren (beide können fließend chinesisch lesen und schreiben).  Und während Kenza uns zu einer sehr exklusiven Expo-Führung mit VIP-Zugang zu fast allen Pavillons verschaffte war Flo ein treuer Gesprächspartner auf dem Fachgebiet der ferngesteuerten Utensilien (die es hier Massenhaft und günstig zu kaufen gibt).

Der VW Santana erwies sich als optimales Umzugsmobil für mittlere Haushalte

Der VW Santana erwies sich als optimales Umzugsmobil für mittlere Haushalte

Nachdem die zwei letzte Woche ihren Ausstand gefeiert hatten, durfte ich gestern noch Zeuge einer chinesischen Variante von Um-/Auszug werden: So fuhren in EINEM Taxi (wir sprechen von einem Vokswagen Santana)  drei Koffer, zwei Rucksäcke, zwei große Ikeatüten mit Haushaltsartikeln,  zwei große Daunendecken, drei Stofftaschen mit Alkohol (danke dafür), ein Plastikweihnachtsbaum, unzählige Tüten und ein Cowboyhut und nicht zuletzt wir drei mit. In Europa hätte jeder Taxifahrer geflucht und vor allem vermutlich seinen Dienst verweigert. Hier hingegen war der Chauffeur nicht nur sehr freundlich, sondern half auch seelenruhig dabei, den Hausrat in allen Ecken und Winkeln des altersschwachen Gefährts zu verstauen.

Die letzte Nacht verbrachten die beiden dann in unserem Gästezimmer und wir sind nun stolze Besitzer diverser, neuer Wohnungsutensilien.

Euch beiden alles Gute in Berlin und wir hoffen dass es mit der Entsendung zurück hierher bald klappt. Ihr werdet uns definitiv fehlen. Vielen Dank nochmal für die Überlassung der vielen nützlichen Dinge – allen voran die Weihnachtsdeko, die Q-Tips, die wunderschönen Pins und natürlich die absolut nicht kitschige, venezianische Goldmaske :-)

再见,再见。

Weihnachtsstimmung bie 20C vor der "Grand Gateway" Shoppingmall

Weihnachtsstimmung bie 20C vor der "Grand Gateway" Shoppingmall

China hat traditionell keinen Bezug zu unserem westlichen Weihnachtsfest und der Adventszeit und allem was dazu gehört. Die Mehrheit der Chinesen sind Buddhisten, Tao- oder Islamisten und die Christen sind eher eine Minderheit. Zudem wird das westliche Weihnachten hier nicht gefeiert und es gibt auch keine staatlichen Feiertage zu diesem Anlass. Sowohl der 25. Wie auch der 26. Dezember sind ganz normale Arbeitstage und kaum jemanden findet man in der Kirche oder mit der Familie unter dem Weihnachtsbaum (Ausnahmen neben den Expats gibt es jedoch).

Nun gibt es ja kritische Stimmen, die behaupten, dass die einzig wahre Religion in China sowieso der Kapitalismus ist und wer in diesen Tagen in Shanghai unterwegs ist, der könnte sich dieser Meinung anschließen.  Pünktlich zum 01. Dezember wurden in der ganzen Stadt mehrere Stockwerke hohe, üppigst geschmückte Weihnachtsbäume aufgestellt, tausende von Straßenlaternen mit LED-Winterschmuck verziert und abertausende von Schaufenstern, Shoppingmalls und Restaurants mit Tannenreisig, Nikoläusen und sonstigen weihnachtlichen oder auch nur kitschigen Accessoires geschmückt.

Auf die Spitze getrieben wir dieser Weihnachtskontests definitiv in unserer Apartmentanlage. Neben tausenden von Weihnachtssternpflanzen, die in und um die Gebäude drapiert wurden, haben wir hier auch diverse Lichtspiele, in jeder Lobby einen Weihnachtsbaum und im Hof sogar ein besonders großes Exemplar, umgeben von 4 Plastikweihnachtsmännern (davon zwei die Saxophon spielen) in Lebensgröße.

Und es wird noch absurder: Erst heute waren wir auf dem Shanghaier Christkindlmarkt. Davon gibt es mehrere hier, doch dieser wird vom „Paulaner“ – dem Schweinehaxen- und Wienerschnitzelrestaurant mit mittlerweile 4 Ablegern in Shanghai veranstaltet. In Rund 50 Buden gibt es neben Glühwein, Apfelstrudel, Lebkuchenherzen und dem üblichen Kitsch und Ramsch auch deutsche Handwerkskunst – und das bei heute knapp 20 Grad.

Übrigens: Die Chinesen feiern zwar unser Weihnachten nicht, haben dafür aber im Februar ihr vergleichbares „Chienese New Year“ – eine Woche voller Feiertage, die man wie bei uns traditionell nutzt um seine Familie zu besuchen, gemeinsam zu Essen und zu feiern.  Und auch Geschenke gibt es dann. Allerdings keine geschmückten Tannen aber dafür Feuerwerke von denen unsere Pyrotechniker noch etwas lernen können.

Jimmy mit seinem Kumpel dem Spiegelbild. Dank one-dog-policy wird das wohl auch sein einziger, tierischer WG-Freund bleiben.

Jimmy mit seinem Kumpel dem Spiegelbild. Dank one-dog-policy wird das wohl auch sein einziger, tierischer WG-Freund bleiben.

Da ist man einmal für 5 Tage in der Schweiz – und dann das! Darf ich vorstellen: Dieses etwas verstört dreinschauende Wesen auf dem Foto hört noch nicht auf seinen Namen „Jimmy“, ist 6 Monate alt und unser neuer – bisher eher anstrengender Mitbewohner. Anstrengend, weil er bisher noch nicht gelernt hat und deshalb auch nicht weiß, wie man sich in einer Wohnung benimmt (ihr wisst was ich meine).

Das kann man ihm jedoch schlecht verübeln, denn der Kerl stammt aus einer kleinen “Tierhandlung” in Shanghai und wohnte bisher in einem Käfig, so groß wie eine durchschnittliche Vogelvoliere – ohne jeglichen Auslauf und mit Gitterboden. Wir haben ihn vorletztes Wochenende beim Schlendern in der Nähe des People Square entdeckt – und naja, was soll ich sagen: Während meiner Geschäftsreise ist er hier eingezogen und fühlt sich offensichtlich viel wohler als in seinem bisherigen Gefängnis.

In China gilt neben der „one child per family“ übrigens auch die „one dog per household“ Regel  und generell wird es Hundehaltern hier nicht unbedingt einfach gemacht: Die meisten öffentlichen Parks sind für sie tabu und mit Natur ist diese Stadt auch nicht gerade überbestückt. Ausserdem dürfen Tiere weder die Ubahn noch den Bus benutzen sondern müssen im Taxi reisen.

Generell also kein besonders hundefreundliches Umfeld, aber da Jimmy vermutlich nie über grösser als eine durchschnittliche Katze werden wird und eher als Stofftier durchgeht kann man es noch halbwegs mit seinem Gewissen vereinbaren.  Mal sehen, wie sich der Kerl hier einlebt.  Ich muss ja gestehen, dass das nicht gerade die Art von Hund ist, die ich mir mal zu meinem Haus mit Garten in der Schweiz vorgestellt habe, aber mit der Zeit ist er doch ganz unterhaltsam und bringt auf jeden Fall Leben in die Wohnung.

Noch ein Wort zum Tierkauf in China: Eigentlich ist diese Aktion nicht sonderlich vorbildlich. Die Tiere werden in den sogenannten „Tierhandlungen“ unter sehr schlechten Bedinungen gehalten und jedes gekaufte Tier finanziert den Tierhändlern ihr Geschäft und sorgt dafür, dass weitere angeboten werden. Sicherlich hatte Jimmy viel Glück und hätte womöglich nicht mehr lange gelebt, wenn er nicht bald verkauft worden wäre (ausgewachsene Hunde verkaufen sich wohl kaum), dafür wird aber vermutlich bald ein Nachfolger in seinem bisherigen Käfig wohnen müssen.

Finally an Alien

19 Nov
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Von meinen Visumsaktivitäten hier und dem damit verbundenen, in punkto kulturelle Differenzen sehr lehrreichen Medical Check habe ich an dieser Stelle ja vor geraumer Zeit bereit berichtet.

Doch die Gesundheitsprüfung war nur ein erster Schritt auf einem langen, verwundenen Pfad  hinauf zum Visums- und Arbeitserlaubnisolymp. Denn der Prozess geht eigentlich so: Man reist mit einem single- oder multi Entry Visum nach China ein. Im Land benötigt man dann einen chinesischen Arbeitsvertrag, einen chinesischen Lebenslauf, einen „Reference Letter“ vom letzten Arbeitgeber, viele rote Stempel (ohne die läuft in China generell gar nichts), ca. 10 Passfotos, etwas Cash und diverse offizielle Schreiben (natürlich auch jeweils mit roten Stempeln) um mit all diesen Dingen einmal das Z- (bzw. „Residence“-) Visum und eine Arbeitserlaubnis (sogenanntes „work permit“) beantragen zu können.

In meinem Fall war es etwas komplizierter, da der „medical check“ (also die Gesundheitsprüfung) aus Changzhou in Shanghai nicht anerkannt wird. Heißt ich musste noch einmal ins Krankenhaus  in Shanghai, wo jedoch lediglich basierend auf dem Changzhouer Gesundheitszertifikat ein Shanghaier ausgestellt wurde (und natürlich ein gewisser Betrag kassiert). Wie auch immer. Man lernt hier schnell: Nicht wundern – mitmachen und am Ende wird überraschend dann doch immer alles gut.

Hat man alles zusammen, tut man gut daran, einen Agenten einzuschalten, der sich um die zahlreichen Behördengänge kümmert und nun zuerst ein offizielles Einladungsschreiben beantragt. Mit dem und all dem oben genannten muss man dann das Land verlassen, um im Ausland das Z-Visum beantragen zu können. In Zürich geht das auch mit Hilfe eines Fahrradkuriers, dauert einen Tag und kostet alles in allem ca. 150 Euro. Dafür erhält man dann ein Z-Visum, allerdings mit „single-entry“ – bedeutet nach der erneuten Einreise wird dieses ungültig.

Nicht nur für Aliens: Das chinesische "work permit"

Nicht nur für Aliens: Das chinesische "work permit"

Jetzt ist der Agent wieder an der Reihe und muss in China das single entry Z-Visum in ein unbeschränkt gültiges umschreiben lassen (dabei gibt es dann mal wieder einen neuen Aufkleber in den Pass) – nun darf man schon mal im Land bleiben und ein- und ausreisen so oft und wann man will. Was noch fehlt ist nun die Arbeitserlaubnis, die man erst jetzt beantragen kann. Hierzu muss man persönlich zum Immigration Office fahren. Offiziell heißt es zu einem Interview, in der Realität ist das alles sehr gut und effizient organisiert (man kann sich vorstellen, dass in diesen Zeiten ich nicht der einzige Westler bin, der in China arbeiten will) und nach 20 minütiger Wartezeit läuft das „Interview“ so ab, dass die Agentin ein paar Sätze mit der Beamtin spricht, diese dann mal wieder ein Foto macht, ein paar rote Stempel (wir haben ja gelernt dass die hier sehr wichtig sind) auf diverse Dokumente drückt und das war es dann auch schon. Dauer alles in Allem ca. 14 Sekunden. Eine Woche später wird einem dann das „Alien Employment Permit“ zugestellt, womit man hier regulär arbeiten  (und Steuern bezahlen) darf.

Wer das ganze nachmachen will: Der Prozess dauert von erster Einreise bis Arbeitserlaubnis  ca. 1,5 – 2 Monate, was vor allem davon abhängig ist, wie schnell die Firma die benötigten Behördendokumente beschaffen kann und wie schnell mal Aus- und wieder Einreisen kann. Eine Beantragung des Z-Visums im Land ist dabei nicht möglich. Ich rate schwer davon ab, das alles in Eigenregie abwickeln zu wollen. Die chinesischen Behörden sind nicht unbürokratischer als die deutschen und sowohl auf der Polizei wie auch auf den Ämtern sind englischsprechende Mitarbeiter kaum zu finden.

Nächste Zwischenstation auf der Reise durch die chinesische Bürokratie: derFührerschein – um etwas unabhängiger von Taxi und Metro zu werden. Ich habe gehört, dass man diesen nur auf chinesisch machen kann, das Mitbringen eines Übersetzers (der die Antworten kennt) aber erlaubt ist. Werde euch euch auf dem Laufenden halten.

Lost & Found

7 Nov
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Letztes Wochenende ist mir das passiert, wovor es jedem Auslandsreisenden graut: Mein Portemonnaie ging verloren.

Und da ich gerade von einer Geschäftsreise zurück kam war darin nicht nur das sonst übliche Minimalsortiment an Karten enthalten, sondern das grosse Programm: Private und geschäftliche Kreditkarten von deutschen und schweizer Banken, Führerschein, Personalausweis, Krankenversicherungskarte, diverse Bonus- und Vielfliegerkarten, Access-Card für unseren Wohnkomplex und ums noch etwas interessanter zu gestalten auch der Wohnungsschlüssel. All das war weg und das kam so: Es war ein wunderschöner Sonntag mit stahlblauem Himmel und sehr angenehmen, spätherbstlichen Temperaturen um die 20 Grad (hier Anfang November durchaus noch normal). Uns sehnte es (wie eigentlich jedes Wochenende) nach Natur, frischer Luft und Bewegung und so entschieden wir den Shanghaier Zoo zu besuchen. Eigentlich bin ich bekennender Zoo-Hasser und kann den Anblick von eingesperrten Tieren nicht ertragen, aber der Tierpark hier wurde uns mehrfach empfohlen und ausserdem darf man seine Ansprüche an Grünflächen in Shanghai nicht zu hoch setzen, sonst bleibt man am Ende doch zuhause sitzen.

Grüne Oase: Der "Shanghai Zoo" ist vor allem auch eine der schönsten Grünanlagen dieser Mollochstadt

Grüne Oase: Der "Shanghai Zoo" ist vor allem auch eine der schönsten Grünanlagen dieser Mollochstadt

Aber zurück zum Thema: Dem Sonntagmorgen ritual folgend, kaufte ich also bei unserer Stammbäckerei „Lind“ (deutsche Bäckerfamilie mit Niderlassung hier und unglaublich leckeren Backwaren) Frühstück und einen Tea to go (beides bezahlte ich selbstverständlich – also hatte ich hier meine Brieftasche noch), bevor wir uns vor der Grand Gateway  Shoppingmall ein Taxi nahmen und in Richtung Zoo fuhren. Die Fahrt dorthin dauert an einem Sonntag eine knappe, halbe Stunde (an einem Wochentag vermutlich locker anderthalb) und voller Vorfreude kamen wir an. Als ich dann den Taxifahrer bezahlen wollte dieses Ungute Gefühl, welches wohl jeder beim Griff nach seinem Geldbeutel schon erfahren hat, wenn dieser nicht in der Tasche ist, wo man ihn vermutet und gewöhnlich trägt.  Daraufhin hektisches in  den Jacken- und Hosentaschen suchen – nix. Aussteigen und unter den Sitzen, auf dem Autoboden, unter der Sitzbank (kann man beim Santana übrigens wunderbar abmontieren) und nochmal in allen Taschen in denen man zuvor schon dreimal gesucht hat nachschauen: Nichts. Bildlich geht einem schon mal durch den Kopf, welche wichtigen Karten, wie viel Geld und welche sonst nur mit viel Ärger wiederzubeschaffenden Dokumente  man wohl gerade verloren hat und was evtl. irgendein Chinese gerade damit anstellt.

Schaut auch ohne den Geldbeutel verloren zu haben dumm aus der Wäsche: Dieser illuststre Kerl aus dem Shanghai Zoo.

Schaut auch ohne den Geldbeutel verloren zu haben dumm aus der Wäsche: Dieser illuststre Kerl aus dem Shanghai Zoo.

Dagegen hilft auch ein 22stes Mal auf dem Körper rumklopfen nichts: Die Erkenntnis ist da – und Geld und Karten sind weg. Der Sonntag hätte bis dahin durchaus besser laufen können…

Darauf folgte dann der verzweifelte Versuch, dem Taxifahrer zu erklären, dass wir genau jetzt wieder genau dahin zurückfahren wollen, wo wir gerade herkamen und das durchspielen aller erdenklicher Szenarien wo man ihn hätte verloren haben können auf dem Weg dorthin. Einzige plausible Erklärung, nachdem ich in der Bäckerei zuvor ja noch bezahlt hatte: Entweder habe ich ihn dort liegen lassen (das wäre gut) oder auf dem Weg von dort ins Taxi verloren (man könnte sagen das wäre die unglücklichere Alternative in einer 20 Millionen Einwohner Stadt in der der monatliche Durchschnittslohn bei knapp 200 Euro liegt).  Leider fand das Schicksal Variante zwei aber interessanter und beim Bäcker lag nichts.  Nun gut, nochmal das Taxi von oben bis unten auseinandergenommen, dann dem Polizisten (der ebenfalls kein Englisch konnte, aber dennoch viele Notizen machte) die Situation erklärt, dazu noch meine Kontaktdaten bei Taxifahrer, Polizist und Shoppingmall hinterlassen und dann mit etwas getrübter Stimmung zurück nach Hause um all die Bankkarten zu sperren.

Mein erster Panda war genaugenommen gar keiner: Der "rote Panda" ist mit dem Stinktier näher verwandt als mit dem eigentlichen Pandabären.

Mein erster Panda war genaugenommen gar keiner: Der "rote Panda" ist mit dem Stinktier näher verwandt als mit dem eigentlichen Pandabären.

Dieser Teil geht ja bekanntlich problemlos – viel komplizierter ist es, all die neuen Karten zu beantragen und vor allem zwischenzeitlich ohne diese zu überleben. Zum Glück hatte ich eine einzige Bankkarte nicht im Portemonnaie an diesem Tag und das war die chinesische, die ich hier fast ausschließlich benutze.

Nachdem alles gesperrt war und ich gelernt habe, dass es quasi unmöglich ist, einen deutschen Führerschein im Ausland zu ersetzen (das geht tatsächlich nur persönlich beim Landratsamt IN DEUTSCHLAND) konnte der Tag nur noch besser werden und so entschieden wir uns, den Zoobesuch doch noch abzuhalten – das beste was wir tun konnten. Das Wetter war traumhaft, der Zoo ist viel schöner angelegt, als man es in diesem Land (in dem Tiere nicht gerade zuoberst in der Respektrangordnung residieren) erwartet und außerdem habe ich meinen ersten, echten Pandabären gesehen. Ungewohnt für Europäer: Es gibt neben Tiger, Panther und Krokodilen auch unglaublich viele Hunde die hier ausgestellt werden. Dabei sind fast alle Rassen vertreten und was bei uns vermutlich kein Kind zum Anhalten bewegen würde, scheint bei den Chinesen recht gut anzukommen.

Den Abend verbrachte ich dann mit dem suchen von Dokumenten im Internet, mit denen man all die verlorenen Dokumente neu beantragen kann und dem aufschreiben von Telefonnummern diverser Firmen und Behörden für den nächsten Tag.

Am nächsten Tag dann das Wunder: Meine Agentin, die bisher in keiner Weise in die Geschichte involviert war rief mich in der Firma an und fragte, ob ich zufällig meinen Geldbeutel verloren hätte. Sehr überrascht darüber, dass sie davon weiß (es hätte jedoch sein können, dass mein Compound sie informiert hat), erzählte ich ihr die Geschichte und mein damit verbundenes Leid, worauf sie meinte, dass sie weiß wo er sei und mir eine Adresse gab an der ich ihn abholen könnte. Ich war zugegebenermaßen ziemlich überrascht und verwirrt: Da verliere ich etwas in dieser Megastadt und einen Tag später ruft mich jemand bis dato völlig unbeteiligtes an und gibt mir eine Adresse von einer nochmal weiteren Person die angeblich meinen Geldbeutel haben soll.  Es wäre zu schön wenn das wahr wäre. Eine Kollegin rief für mich bei der angegebenen Telefonnummer an und tatsächlich war da jemand, der behauptete meine Brieftasche gefunden zu haben. Zusammen mit chinesischer Unterstützung nahm ich mir sofort ein Taxi und fuhr zur angegebenen Adresse , die sich als Büro in einem Möbelhaus in einem der hintersten Winkel Shanghais entpuppte. Und tatsächlich: Im 5. Stock überreichte mir eine junge Dame meinen Geldbeutel – mit komplettem Inhalt (vom Geld mal abgesehen).  Die Freude war unbeschreiblich und gerne hätte ich der Finderin einen Finderlohn bezahlt, doch diese weigerte sich vehement, das angebotene Geld anzunehmen.

Die Nachricht verbreitete sich dann wie Lauffeuer in der Firma und mehrere Kollegen versicherten mir, dass ich unglaubliches Glück hatte (davon mal abgesehen, dass alle Karten ja bereits gesperrt waren). Interessant war auch die Theorie einer Kollegin: Diese war überzeugt, dass mir der Geldbeutel gestohlen wurde, der Dieb dann aber beim Anblick der ganzen ausländischen Karten doch ein schlechtes Gewissen beim Gedanken an den Stress den ich haben werde bekam und den Geldbeutel deshalb zurückgab. Ein Dieb mit Herz sei das gewesen meinte sie. Ich habe keine Ahnung, wie das alles genau vor sich ging, bin aber sehr froh darüber, dass mir die Reise zum Reutlinger Landratsamt um einen neuen Führerschein zu beantragen auf diese Weise erspart blieb.