Finally an Alien

19 Nov
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Von meinen Visumsaktivitäten hier und dem damit verbundenen, in punkto kulturelle Differenzen sehr lehrreichen Medical Check habe ich an dieser Stelle ja vor geraumer Zeit bereit berichtet.

Doch die Gesundheitsprüfung war nur ein erster Schritt auf einem langen, verwundenen Pfad  hinauf zum Visums- und Arbeitserlaubnisolymp. Denn der Prozess geht eigentlich so: Man reist mit einem single- oder multi Entry Visum nach China ein. Im Land benötigt man dann einen chinesischen Arbeitsvertrag, einen chinesischen Lebenslauf, einen „Reference Letter“ vom letzten Arbeitgeber, viele rote Stempel (ohne die läuft in China generell gar nichts), ca. 10 Passfotos, etwas Cash und diverse offizielle Schreiben (natürlich auch jeweils mit roten Stempeln) um mit all diesen Dingen einmal das Z- (bzw. „Residence“-) Visum und eine Arbeitserlaubnis (sogenanntes „work permit“) beantragen zu können.

In meinem Fall war es etwas komplizierter, da der „medical check“ (also die Gesundheitsprüfung) aus Changzhou in Shanghai nicht anerkannt wird. Heißt ich musste noch einmal ins Krankenhaus  in Shanghai, wo jedoch lediglich basierend auf dem Changzhouer Gesundheitszertifikat ein Shanghaier ausgestellt wurde (und natürlich ein gewisser Betrag kassiert). Wie auch immer. Man lernt hier schnell: Nicht wundern – mitmachen und am Ende wird überraschend dann doch immer alles gut.

Hat man alles zusammen, tut man gut daran, einen Agenten einzuschalten, der sich um die zahlreichen Behördengänge kümmert und nun zuerst ein offizielles Einladungsschreiben beantragt. Mit dem und all dem oben genannten muss man dann das Land verlassen, um im Ausland das Z-Visum beantragen zu können. In Zürich geht das auch mit Hilfe eines Fahrradkuriers, dauert einen Tag und kostet alles in allem ca. 150 Euro. Dafür erhält man dann ein Z-Visum, allerdings mit „single-entry“ – bedeutet nach der erneuten Einreise wird dieses ungültig.

Nicht nur für Aliens: Das chinesische "work permit"

Nicht nur für Aliens: Das chinesische "work permit"

Jetzt ist der Agent wieder an der Reihe und muss in China das single entry Z-Visum in ein unbeschränkt gültiges umschreiben lassen (dabei gibt es dann mal wieder einen neuen Aufkleber in den Pass) – nun darf man schon mal im Land bleiben und ein- und ausreisen so oft und wann man will. Was noch fehlt ist nun die Arbeitserlaubnis, die man erst jetzt beantragen kann. Hierzu muss man persönlich zum Immigration Office fahren. Offiziell heißt es zu einem Interview, in der Realität ist das alles sehr gut und effizient organisiert (man kann sich vorstellen, dass in diesen Zeiten ich nicht der einzige Westler bin, der in China arbeiten will) und nach 20 minütiger Wartezeit läuft das „Interview“ so ab, dass die Agentin ein paar Sätze mit der Beamtin spricht, diese dann mal wieder ein Foto macht, ein paar rote Stempel (wir haben ja gelernt dass die hier sehr wichtig sind) auf diverse Dokumente drückt und das war es dann auch schon. Dauer alles in Allem ca. 14 Sekunden. Eine Woche später wird einem dann das „Alien Employment Permit“ zugestellt, womit man hier regulär arbeiten  (und Steuern bezahlen) darf.

Wer das ganze nachmachen will: Der Prozess dauert von erster Einreise bis Arbeitserlaubnis  ca. 1,5 – 2 Monate, was vor allem davon abhängig ist, wie schnell die Firma die benötigten Behördendokumente beschaffen kann und wie schnell mal Aus- und wieder Einreisen kann. Eine Beantragung des Z-Visums im Land ist dabei nicht möglich. Ich rate schwer davon ab, das alles in Eigenregie abwickeln zu wollen. Die chinesischen Behörden sind nicht unbürokratischer als die deutschen und sowohl auf der Polizei wie auch auf den Ämtern sind englischsprechende Mitarbeiter kaum zu finden.

Nächste Zwischenstation auf der Reise durch die chinesische Bürokratie: derFührerschein – um etwas unabhängiger von Taxi und Metro zu werden. Ich habe gehört, dass man diesen nur auf chinesisch machen kann, das Mitbringen eines Übersetzers (der die Antworten kennt) aber erlaubt ist. Werde euch euch auf dem Laufenden halten.