Eiermann

Eiermann

Nachdem mit der U-Bahn zur Arbeit fahren, mit dem Taxi nach Hause finden und andere Basics langsam funktionieren, war es heute Zeit für den nächsten Schritt: Einkaufen.  Hört sich unspektakulär an, ist aber – zumindest für mich als betroffenen – spannender als man denkt.
Herausforderung Nummer 1 ist, den Supermarkt zu finden. Wer durch die Strassen läuft und darauf hofft irgendwann schon an etwas ählichem wie Spar, Lidl oder Tengelmann vorbeizukommen, der läuft lange. Ich weiss das, denn ich habs letzte Woche ausprobiert. Auf der Suche nach Obst und Fleisch findet man auf Strassenhöhe eher Schuhe und Taschen. Dabei wäre es eigentlich einfach, der nächste Supermarkt liegt nämlich direkt hinter meinem Compound. Aber in einem fensterlosen 1. Stock eines Gebäudes, in dem kein Mensch einen Supermarkt vermuten würde.

Also herein ins Vergnügen, mit dem Ziel, heute nur die Basics zu kaufen. Ein bisschen Milch, Eier, Brot und vielleicht noch etwas Süsses und Käse.

Vorbei an unedlich langen Regalen mit 5l Ölflaschen, meterlangen Regalen mit undefinierbaren Dingen und an einem unendlich lang erscheinenenden Stand mit bestimmt 30 unterschiedlichen Eierarten. Halt, Eier – die wollte ich ja. Nun wirds kompliziert. Neben den Varianten braun und weiss die man von Zuhasue kennt, gibt es hier noch gefühlte 200 Varianten, die sich in Grösse, Form, Musterung und Konsistenz erheblich unterscheiden. Manche scheiden von vornerhein aus. Zum Beispiel die bräunlich schmierigen Massen, die in Plastikbeutel abgepackt daliegen und aussehen, wie wenn sie das schon seit letztem Sommer tun. Da ich die Etiketten natürlich nicht lesen kann, muss ich mich auf die wenigen Packungen konzentrieren, die mit einem Bild des Inhalts verziert sind. Als nächsten scheiden alle Eier mit unnatürlichen Farben aus. Knallrot sagt genauso wenig zu wie tiefschwarz und durchsichtig wirkt erst recht suspekt. Ich nehme die, die auf der Pakcung aussehen wie Picknikeier. Also gekocht, innen gelb-orange und in normaler Grösse – also vermutlich vom Huhn. Am sonst vertraut aussehenden Eiersixpack verwundert nur, dass darin jedes einzelne noch einmal in Plastik eingeschweisst ist. Aber ds wird schon seine Richtigkeit haben…

Undefiniertes

Undefiniertes

Weiter gehts. Für die Fleischtheke fühle ich mich beim ersten Besuch noch nicht reif genug. Zu ungewohnt die Anblicke von allen möglichen Teilen aller möglichen Tiere. Getränke ist einfacher. Labels sind zwar nicht zu verstehen, aber Bier und Wasser scheinen auf der ganzen Welt ähnlich gelayoutet zu sein. Brot ist wieder interessanter. Einfach nur Brot scheint nicht auf dem Speiseplan des gemeinen Chinesen zu stehen. Stattdessen unzählige Varianten mit undefinierbaren Überzügen und Einschlüssen. Schliesslich kann ich ein Brot ergattern, das aussieht wie ein Vollkornbrot, sich aber anfühlt wie ein nasser Schwamm – das kommt mit.

Joghurt ist dann wieder einfach. Dank Bilder und eindeutig bekannten Markenlogos (wenn auch mit chinesischen Schriftzeichen) finde ich schnell das vertraute Danone natur pur. Das geht auch mit. Jetzt noch Käse. Die Suche dauert lange und endet kläglich. Zwei verschiedene Arten Scheibletten in den Ausprägungen “Cheddar” und “Gouda” ist alles was der Laden zu bieten hat. Das verwundert nicht, können die meisten Chinesen doch gar keine Milchprodukte abbauen. Also bleibt der Käse hier.

Undefiniertes 2

Undefiniertes 2

Zahlen und einpacken ist dann wieder einafch, heimtragen eher schwer. Daheim angekommen habe ich lust auf eines meiner gerade ergatterten Picknickeier. Plastikschweisspackung mit den Zähnen aufreissen, Ei rausholen – und dann dieser Geruch. So riecht kein Ei in Europa. Egal, jetzt nicht aufhören. Beim schälen, reisst das schlabberweiche Ei dann auf, der rötlichgelbe Eidotter fliesst wie Pudding heraus. Der Geruch verrät eindeutig, dass das nicht gut endet. Noch einmal schlucken, Mut sammeln und reinbeissen. Dann zum Waschbecken, alles ausspucken und Mund mit Cola ausspülen. Diese Ei ist vermutlich das ekligste, was ich je gegessen habe. Der Geschmack lässt sich noch nicht mal beschreiben. Eine Mischung aus ranziger Milch, Salz, Schwefel und altem Tiramisubisquit. Einfach nur eklig. Wie die anderen Sachen geschmeckt haben gibts dann im nächsten Beitrag.

Aus aktuellem Anlass noch ein Add-on zum Thema Lebensmittel in China von Achim

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